Alte Ziegelei
Objekt
Nahversorgungszentrum und Geschäftshaus, Gebäudeklasse 5; Sonderbau
Eine klassische Konversionsfläche. Mehrjähriges Gutachterverfahren und schließlich die Entscheidung des privaten Investors, eine nachhaltige Entwicklung für das eigene Portfolio auf den Weg zu bringen. Der Bebauungsplan ermöglicht Wohnen, Handel, Gesundheitsversorgung und Begegnungsflächen. Mittendrin: Der alte Kamin der Ziegelbrenner von einst.
Annäherung
Eine Straßenseite vom Stadtgebiet Erlangen entfernt liegt das Gelände einer ehemaligen Ziegelei. Jahrzehntelang prägend: die riesigen Hallen, in denen der Ton aus dem Umland aufgearbeitet wurde, die Tag und Nacht heißen Ofen-Ungetüme, die turmhohen Stapel der frischgebrannten roten Ziegel. Der Ofen war Ende der 1990er-Jahre aus. Es blieb ein Ort, wie sie heute als Lost Places ästhetische Akzente setzen.
Projektdauer
2009-2019
Auftraggeber
Gebr. Schultheiß GmbH & Co. KG
Ort
Spardorf, Buckenhof, Landkreis
Erlangen-Höchstadt
Grundstücksfläche
24.738 m2
Grundfläche
7.765 m2
Volumen
69.600 m3 BRI
Landschaftsarchitekten
Bernard, Lorenz, Nürnberg
Tragwerksplanung
Tragraum (ehem. Dr. Kreutz und Partner), Nürnberg
Team
Prof. Hubert Kress (Leitung),
Rudolf Johannes (Projektpartner);
Franziska Becker, Patrycia Bolek, Stefan Hirschsteiner, Daniela Mahfoud
in kjs+ Architekten BDA
Herausforderungen
Ein Stadtteil entsteht. Das wertvolle Bauland sollte sorgsam entwickelt werden. Wohnen für alle Einkommensschichten, Einkaufen in großer Vielfalt, Dienstleistungen; nicht zuletzt: ärztliche Versorgung auf hohem Niveau. Der Anspruch des Bauherrn lautete auch, Inklusion und studentisches Leben möglich zu machen.
Viele hoffen, dass in Zukunft wieder eine Stadtumlandbahn diese Schnittstelle von Landkreis und Stadt tangiert.
Lösung
Der Entwurf des Büros KJS+ wird ausgewählt und zur Grundlage der zweistufigen Entwicklung des Quartiers. Auf dieser Basis werden die Ziele des Bauherrn und des Bebauungsplans möglich. Mit Geothermieheizung und -kühlung sowie 5.000 m2 Photovoltaikfläche werden energetische Potenziale genutzt und funktionsgerecht eingesetzt.
Die ehemalige Maukhalle zur Tonbearbeitung musste abgebrochen werden. Auf ihrem Grundriss entstand ein modernes Gesundheitszentrum. Die Außenhaut wurde als neuer Brand in der Tradition der Schornsteinziegel wiederbelebt. Im Inneren: präzise bearbeiteter Sichtbeton als zeitgemäße Analogie zur fast hundertjährigen handwerklichen Tradition an diesem Ort. Mit dem Schornstein der Ziegelei blieben mit einem nördlich gelegenen Turmbau zwei vertikale Zeichen der alten Ziegelei weithin sichtbar erhalten.
Die Stahlbinderkonstruktionen der Einkaufsmärkte können Nutzungsänderungen durch die großen freien Spannweiten flexibel realisieren.
Topografie
Die Höhenunterschiede des Grundstücks überwindet eine spielerisch eingesetzte Rampentreppenanlage mit Grünzonen und Verweilpodesten. Die östliche und die westliche Markthalle verbindet ein Kolonnadengang und definiert so eine Marktplatzsituation, mit der sich das neu entstandene Quartier „alte Ziegelei“ als Treffpunkt etabliert.
Im Westen wird als letzter Baustein des neuen urbanen Raumes ein Wohnheim und die Behindertentageswerkstätte realisiert. Im dritten Bauabschnitt entsteht das nördlich gelegene Wohngebiet.
Fotos: Gerhard Hagen